Die im Folgenden dokumentierte Solidaritätserklärung wurde am 15. November 2018 im Nachgang eines Treffens mit dem Geschäftsführer, dem Vorstand, dem Sicherheitsbeauftragten sowie vereinzelten Mitgliedern des Aufsichtsrates des VfB Oldenburg vorgelegt.
Menschenrechte und gesellschaftliche Diskussionen machen kein Halt vor den Stadiontoren
Solidarische Erklärung mit den Fans des VfB Oldenburg
Am 27. und 28. Oktober 2018 fand in Oldenburg (Oldb) der Niedersächsische Landesparteitag der Alternative für Deutschland (AfD) statt. Gegen diesen Landesparteitag gab es an dem Wochenende vielfältige Proteste. Mehrere tausend Menschen aus der Oldenburger Zivilgesellschaft demonstrierten gegen eine Partei, die offenkundig den Schulterschluss mit extremen Rechten sucht und die demokratischen Werte unserer Gesellschaft zunehmend in Frage stellt. Zahlreiche Fans des Regionalligisten VfB Oldenburg beteiligten sich an den Protesten und auch die Zweite Fußballmannschaft des VfB setzte auf ihrer Facebookseite ein deutliches Zeichen, indem sie sich für ein buntes und weltoffenes Oldenburg aussprach.
Da an dem Wochenende ein Heimspiel des VfB Oldenburg stattfand, sollte auch im Stadion von den Fans ein klares Bekenntnis gegen die Politik der AfD erfolgen. Von unterschiedlichen Fans und Ultras wurden deshalb Spruchbänder im Stadion präsentiert. Daraufhin wurde vom Ordnungsdienst und vom Sicherheitsbeauftragten des Vereins noch während des Spiels versucht, die Spruchbänder zu entfernen, was ihnen zum Teil auch gelang. Im Nachgang zu dem Spiel erreichte die Fans ein Schreiben des Vereins, in dem betont wurde, dass der VfB Oldenburg konfessionell und politisch „neutral“ sei. Die Fans wurden ausdrücklich darauf hingewiesen, dass schriftliche Äußerungen diesbezüglich nicht mehr zugelassen werden. Banner, Spruchbänder und Choreographien, die über die Selbstdarstellung der Fangruppen hinaus gehen, müssen zukünftig beim Verein angemeldet werden. Nicht angemeldete Banner/Choreografien werden zukünftig entfernt.
Aus unserer Sicht können wir das Vorgehen der Verantwortlichen des VfB Oldenburg nicht nachvollziehen. Gesellschaftliche Diskussionen machen vor den Stadiontoren keinen Halt, Fans schaffen die Rahmenbedingungen, unter denen ein Fußballspiel stattfindet. Solange die Aussagen auf Spruchbändern und Choreografien keine rassistischen und menschenfeindlichen Aussagen beinhalten, ist es ihr gutes Recht, sich auch im Stadion zu gesellschaftlichen Themen zu positionieren- unabhängig von der Satzung des gastgebenden Vereins.
Seit vielen Jahren sind die Fans des VfB Oldenburg über die Stadtgrenzen dafür bekannt, sich deutlich gegen Rassismus zu positionieren. Unter anderem der Fanverein VfB für Alle e.V.. hat in den letzten Jahren durch vielfältige Aktionen und Bildungsangebote einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet, das Klima in der Fankurve zu verbessern, damit sich möglichst viele im Stadion wohl fühlen können. Beispielhaft hierfür genannt sind Fußballturniere mit und die Integration von Geflüchteten in Oldenburg, die Beteiligung am Christopher Street Day oder auch die Gedenkstättenfahrt in das Vernichtungslager Auschwitz.
Innerhalb der Stadt Oldenburg, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus, haben die Fans durch ihr Engagement einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass sich viele Menschen mit dem VfB Oldenburg identifizieren. Damit haben die Fans letztlich auch maßgeblich dazu beigetragen, die „Marke“ des Vereins zu stärken. Nicht zuletzt wurden die Fans für ihr Engagement 2015 vom Deutschen Fußball Bund mit dem Julius Hirsch Preis ausgezeichnet.
Hiermit erklären wir uns solidarisch mit den couragierten VfB Fans. Fußballfans, die einen wichtigen Beitrag für Menschenrechte und Demokratie leisten, dürfen nicht derart vom eigenen Verein bestraft werden. Vielmehr gilt es das Engagement der Fans zu schätzen und zu würdigen.
UNTERZEICHNER*INNEN:
Achim Woydowski (Verlag Die Werkstatt, Vertrieb)
AIDS Hilfe Oldenburg e.V.
ALSO-Arbeitslosenselbsthilfe Oldenburg
Altona 93-Abteilung Fußballfans
Andrea Müller, (Supervisior und Coacher, Fachberater im Themenfeld Rechtsextremismus, Menschenfeindlichkeit, Abwertungsmentalitäten und Demokratieförderung und Teilhabe)
Anja Kröber
ARGE ToR-Arbeitsgemeinschaft Tribüne ohne Rassismus (Blau Weiß Linz)
AstA der der Carl von Ossietzky Universität Oldeburg
Attac Regionalgruppe Oldenburg
Aufstehen gegen Rassismus Deutschland
Autonomes Feministisches Referat der Uni Oldenburg
BAFF- Bünndis Aktiver Fußballfans
Bildungsvereinigung ARBEIT UND LEBEN Niedersachsen Nord gGmbH
Contra e.V.
Bernd Weidmann (Verlagsauslieferung Die Werkstatt)
Blau Weiss statt Braun e.V. KSC Fans gegen Rechts
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Stadtverband Oldenburg
Christian Katz, Lehrer
Christian von Manikowsky
Christoph Schottes (Verlag Die Werkstatt, Lektoratsleitung)
Christoph Ruf (Journalist)
Cine K GbR
Circus Radieschen
Deutsch Israelische Gesellschaft, AG Oldenburg
Die Anhänger_innen von Altona 93
DIE LINKE-Kreisverband Oldenburg Ammerland
DIE PARTEI-Kreisverband Oldenburg
Dirk von der Heide/ Fanclub 77 des SV Arminia Hannover
Disco//Oslo (Band)
Dorothee Jürgensen
Eintracht Fans gegen Rassismus und Diskriminierung
Evelyn Schuckardt
Fanprojekt Preußen Münster e.V.
Farschid Ali Zahedi, Filmemacher und Künstler
Freundeskreis für Sinti und Roma in Oldenburg e.V.
Flüchtlingsrat Niedersachsen e.V.
Fußballfans gegen Homophobie e.V.
Fußballfreund*innen gegen Diskriminierung
GLI Indefessi
Güzel Tulan
Green Hot Spots Bremen
Grüne Jugend Oldenburg
Hanna Naber, SPD/MdL
Hans-Henning Adler, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE Oldenburg
Hermann Koch
IBIS-Interkulturelle Arbeitsstelle e.V.
Jan Grimm, Die PARTEI
Jonas Gabler, Fanforscher (KoFaS GmbH Berlin und Hannover)
Jolly und Ronja-Künstler_innenduo aus Oldenburg
Kein Bock auf Nazis Deutschland
Klemens Sieverding, Vorstand CSD Nordwest e.V.
Klimazentrum Kirchhatten e.V.
Klimakollektiv Oldenburg
Marian Swirski
Martin Endemann
Medienbüro Oldenburg
Monika Sellin, pensionierte Integrationslotsin der Stadt Oldenburg und Mitglied der Internationalen Frauengruppe Oldenburg
Naturfreunde Berlin
Na Und e.V.
Nicole Piechotta, SPD
Offener Antifaschistischer Treff Oldenburg
Oldenburger Rechtshilfe
Rafael Pust
REWIS-Refugees welcome in Sports e.V.
Roter Stern Leipzig
Schalker Fan Initiative e.V.
Schlicktown Supporter
Sören Kohlhuber, Journalist
SPD Oldenburg-Stadt
Stadtmandat Fanzine
Städtefreundschaft Oldenburg-Efrin
Stephanie Dilba
Supporters Crew Göttingen
SV Wilhelmshaven Fan Infopage
Tennis Borussia Berlin Party Army
Tennis Borussia Berlin-Abteilung Aktive Fans
Thomas Hafke
Thomas Zielke
Tom Schröder, Jusos Oldenburg
Totale Dominanz Buer
Ulf Prange, SPD/MdL
ver.di Jugend Weser Ems
Verein Alte Glashüttensiedlung
Verein für selbstbestimmtes Leben e.V.- Wagenplatz Oldenburg
WABE Koordinierungs- und Fachstell
Walter Dinninghoff
Werkstattfilm e.V.
Wohngenossenschaft HunteWoGen
Wurzelwerk Oldenburg e.V.
Yezidisches Forum e.V.
Zebras stehen auf (MSV Duisburg)
ZSK (Band)