Neutralität in Zeiten des Rechtsrucks

Ein Lagebild zur aktuellen Situation im Umfeld des VfB Oldenburg

 

Seit vielen Jahren vertritt die Oldenburger Fanszene antirassistische und menschenrechtsorientierte Grundsätze. Die Anfänge sind zu Beginn der 1990er Jahre in der sozialpädagogischen Arbeit des damals noch existierenden Fanprojektes begründet. Diese Grundsätze wurden im Laufe der Jahre generationsübergreifend von verschiedenen aktiven Fangruppierungen mitgetragen. In Zusammenarbeit mit dem VfB Oldenburg entstanden zahlreiche gemeinsame Projekte. Beispielhaft genannt hierfür sind die Entwicklung eines präventiven Maßnahmenkatalogs gegen Rechts, Veranstaltungen mit Geflüchteten (z. B. das „VfB and friends“ Hallenturnier oder das Spiel gegen ein Team der kommunalen Gemeinschaftsunterkünfte), die Teilnahme am Christopher Street Day oder auch die Gedenkstättenfahrt in das Vernichtungslager Auschwitz (1). Im Jahr 2015 wurde dem Fanverein „VfB für Alle“ vom Deutschen Fußball Bund mit dem Julius Hirsch Preis die höchste Auszeichnung für Antidiskriminierungsarbeit im Deutschen Fußball verliehen. Durch die vielfältigen Tätigkeiten wurden der VfB und seine Fans in Oldenburg, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus, von vielen Menschen positiv wahrgenommen. Es wurde im Laufe der Jahre ein wichtiger Beitrag dazu geleistet, dass es bei den Spielen nur noch selten zu diskriminierenden Vorkommnissen kommt und sich die Menschen beim VfB wohl fühlen können.

 

Während sich in der Vergangenheit Vereinsoffizielle sich nicht zu schade waren, sich auch mal auf der Gegengerade blicken zu lassen und den direkten Kontakt mit den Fans zu suchen, verläuft die jetzige Zusammenarbeit mit den neuen Verantwortlichen in Hinblick auf unsere Themenschwerpunkte alles andere als positiv, worauf wir nachfolgend eingehen und einige Missstände des Beziehungsverhältnisses aufzeigen möchten.

 

Was ist vorgefallen?

 

Unsere Ausführungen möchten wir mit dem Sommer 2018 und somit mit der Sommerpause beginnen. Nachdem unsere ehemalige Fanbeauftragte ein WM Spiel im Fanprojekt verfolgte, begab sie sich nach Hause und musste feststellen, dass in ihrer Wohnung eingebrochen wurde. Hierbei handelte es sich jedoch nicht um einen gewöhnlichen Einbruch. Sämtliche Möbel wurden zerstört, Wände unter anderem mit rechten Parolen beschmiert und Hakenkreuze auf einem Flachbildfernseher sowie auf dem Sofa hinterlassen. Aus unserer Sicht stellt dies eine rechts motivierte Straftat dar und war Anlass dafür, gemeinsam mit der Betroffenen und dem Fanbeauftragten, an die Verantwortlichen des Vereins heran zu treten und um Unterstützung zu bitten. Gemeinsam wurde eine Erklärung formuliert, die in Absprache und durch Zusage des Vorstandes veröffentlicht werden sollte. Nachdem Aufsichtsrat und Vorstand sich noch mal genauer über den Vorfall ausgetauscht haben, kamen diese zu dem Entschluss, die Stellungnahme nicht herauszugeben. Die Entscheidung hierüber soll nicht leicht gefallen sein. Begründet wurde das Vorgehen letzten Endes damit, dass der Vorfall von der Polizei nicht hundertprozentig als rechte Straftat eingeordnet werden konnte. Inwieweit von den Verantwortlichen auch eine Einschätzung vom Staatsschutz eingeholt wurde, der für derartige Delikte weiterführend zuständig ist, entzieht sich unserer Kenntnisse. Unabhängig von den behördlichen Einschätzungen wäre es wünschenswert gewesen, wenn sich der Verein aus einer zivilgesellschaftlichen Perspektive zu dem Vorfall geäußert hätte. Dies wäre aus unserer Sicht ein wichtiges und wirksames Signal nach außen gewesen, um die Betroffene und alle zivilgesellschaftlich engagierten Fans zu stärken. Der Betroffenen zunächst Unterstützung zuzusagen, um anschließend einen Rückzieher zu machen, halten wir für grob fahrlässig und für einen doppelten Rückschlag für die Person.

 

Mit diesen Erfahrungen starteten wir in die neue Saison, um anschließend weitere Rückschläge erfahren zu müssen. Wurde zu unserer Freude und ohne vorheriger Absprache in der vorangegangenen Saison noch eine offizielle Regenbogenfahne mit Emblem des Vereins als Symbol für die vielfältige Ausrichtung des Vereins im Stadion präsentiert, mussten wir mit Beginn der neuen Spielzeit leider feststellen, dass diese nicht mehr hing. Außerdem sollten zur neuen Saison überarbeitete Verbotstafeln im Stadion hängen, auf der u.a. auf neue rechte Kampfsportmarken hingewiesen wird. Die Druckvorlage hierfür wurde vom Fanbeauftragten sowohl dem Versammlungsleiter/ Sicherheitsbeauftragten sowie der Securityfirma vorgelegt, die für die Realisierung der transportablen Verbotstafeln zuständig ist. Leider erhielt dieser bis heute keine Rückmeldung darüber, ob und wann die Tafeln realisiert werden.

 

Ebenfalls zu Beginn der Saison wurde von uns Fans eine fanszeneübergreifende Aktion anlässlich des 75. Todestages von Leonard Moses Hirschtick durchgeführt. Hirschtick war Gründungsmitglied des VfB Oldenburg und wurde später von den Nationalsozialist*innen in Auschwitz ermordet. In Gedenken an das Schicksal des jüdischen Spielers wurden im Stadion Flyer verteilt und gemeinsam mit einem Angehörigen, der uns bereits bei der Gedenkstätte nach Auschwitz begleitet hat, eine Choreografie realisiert. Im Nachgang wurde das Bild auf verschiedenen Plattformen geteilt und veröffentlicht. Leider nicht vom VfB. Weder auf der Webseite, bei Facebook oder später im Nachgang in der Stadionzeitung wurde hierüber ein Wort verloren. Selbstkritisch müssen wir anmerken, dass wir dem Verein hier auch nicht zugearbeitet haben (beispielsweise durch Texte oder Bilder). Da die Flyer für die Aktion jedoch beim Sicherheitsbeauftragten vorgelegt und angemeldet werden mussten, gehen wir davon aus, dass die Vereinsverantwortlichen von der Aktion wussten, zumal ein Vorstandmitglied sich an dem Tag noch am Stadioneingang mit einer Person kurz über die Aktion unterhielt. Wir hätten uns gewünscht, dass die Verantwortlichen beim VfB die Gedenkaktion entsprechend würdigen.

 

Im Oktober diesen Jahres folgte der vorläufige Tiefpunkt. Weitestgehend nichtsahnend, dass sich die Situation im Umfeld des VfB Oldenburg später noch verschärfen würde, fragten wir beim Vorstand an, ob sich der VfB vorstellen könne, einen breiten zivilgesellschaftlichen Protestaufruf gegen den Landesparteitag der AfD in Oldenburg zu unterstützen. Dies wurde abgelehnt, weil in der Satzung des Vereins festgehalten ist, dass der VfB politisch und konfessionell neutral sei. Das mag zwar richtig sein, denn der VfB Oldenburg ist als Verein überparteilich. Dies heißt jedoch nicht, dass er somit auch wertneutral ist. Wir hätten uns an dem Wochenende, an dem der Parteitag stattfand, zumindest eine Positionierung für Menschenrechte und gegen rechte Hetze gewünscht, wie es viele andere Vereine und Institutionen in Oldenburg gemacht haben. Dies blieb leider aus und es kam noch schlimmer. Während verschiedene Fangruppen sich beim Heimspiel deutlich durch Spruchbänder gegen eine Partei positionierten, die offenkundig den Schulterschluss mit extrem Rechten sucht und die Grenzen des Sagbaren nach rechts verschiebt, nahm sich der Sicherheitsbeauftragte das Recht heraus, die Plakate eigenständig zu entfernen, was ihm zum Teil auch gelang. Am nächsten Tag erfolgte eine schriftliche Mitteilung durch den Vorstand, Geschäftsführung und dem Sicherheitsbeauftragten (wohl gemerkt ohne dies mit dem Fanbeauftragten zu besprechen), dass in Zukunft schriftliche Äußerungen nicht mehr zugelassen werden. Banner, Spruchbänder und Choreographien, die über die Selbstdarstellung der Fangruppen hinausgehen, müssten zukünftig beim Verein angemeldet werden. Nicht angemeldete Banner/Choreografien werden zukünftig entfernt. Zudem wurde mitgeteilt, dass der Block A (Supportblock der Ultras) mit sofortiger Wirkung geschlossen werde. Hier muss der Richtigkeit halber darauf hingewiesen werden, die Schließung aber unterschiedliche Gründe hatte)Das Vorgehen der Vereinsverantwortlichen hatte zur Folge, dass sich über die Grenzen der Stadt Oldenburg hinaus zahlreiche Vertreter*innen aus der Zivilgesellschaft (u.a. Bündnisse, Vereine, Kunst- und Kulturschaffende, Bands, Parteien bis hin zu Landtagsabgeordneten) mit uns solidarisierten und eine dazugehörige Erklärung unterstützten. Das Schreiben, welches wir heute einhergehend mit diesem Lagebild der Öffentlichkeit transparent machen möchten, wurde bei einem Treffen mit den Vereinsverantwortlichen (die zuvor jeglichen Dialog mit uns verweigerten) vorgelegt, jedoch nicht weiter zur Kenntnis genommen. Bei dem Treffen wurden u.a. die bereits hier geschilderten Entwicklungen kritisch von uns eingebracht. Letzten Endes blieben viele Fragen (z. B. nach der Regenbogenfahne oder der Verbotstafel) ungeklärt. Zudem wurde von den Verantwortlichen das eigene Verhalten in Hinblick auf den Vorfall im Sommer sowie bezüglich der Entfernung der Spruchbänder noch mal bekräftigt. Der Hinweis darauf, dass das Stadion kein grundrechtsfreier Raum sei (siehe hierzu folgendes BGH Urteil: https://www.wbs-law.de/personlichkeitsrecht/bgh-das-fusballstadion-ist-kein-grundrechtsfreier-raum-9832/) wurde ignoriert bzw. vom Sicherheitsbeauftragten sarkastisch kommentiert.

 

Nebenbei bemerkt nahmen zu unserem Erstaunen an dem Treffen Vertreter zweier Gruppen („Suburban“ und „Ammerländer Jungs“) teil, von denen einzelne Mitglieder in der Vergangenheit zum Teil bereits durch rechtes und diskriminierendes Verhalten im Stadion sowie mehrmaligen Versuchen, die Regenbogenfahne einer Fangruppe zu klauen, Was ist vorgefallen?auffielen und von denen einzelne Person Hausverbote im Fanprojekt hatten bzw. gegenwärtig noch haben. Bei den „Ammerländer Jungs“ handelt es sich um eine ältere Gruppe, während es sich bei den „Suburbans“ um eine 2017 gegründete Gruppe handelt. Beide Gruppen sind in jüngster Zeit kontinuierlich gewachsen und wurden im Gegensatz zu manch anderen Fans bei dem Treffen freundlich von einigen Verantwortlichen des VfB (insbesondere durch Geschäftsführer Benjamin Doll) begrüßt. Offenbar beflügelt durch die Haltungen der Verantwortlichen kam es im folgenden Auswärtsspiel in Jeddeloh zu Vorkommnissen, wie es sie beim VfB Oldenburg seit vielen Jahren nicht mehr gegeben hat. Aus besagter Personengruppe heraus wurden sexistische, homophobe und antiziganistische Gesänge getätigt. Außerdem ist eine Person aus dem Umfeld dieser Gruppe gegen eine Frau mit Regenbogenfahne körperlich tätlich geworden. Im Nachgang zu dem Spiel erschienen Mitglieder beider Gruppen beim Fanprojekt, was von einigen Fans als Bedrohungsszenario aufgefasst wurde, zumal eine Person zwischenzeitlich von „Zecken klatschen“ sprach. Bei der Verabschiedung soll außerdem ein „Hitlergruß“ gezeigt worden sein. Dieses Verhalten steht aus unserer Sicht dem antirassistischen und menschenrechtsorientierten Konsens der Oldenburger Fanszene gegenüber und ist beschämend, sowohl für die Fanszene als auch für den VfB Oldenburg. Leider wurden die Vorkommnisse von den Vereinsverantwortlichen im Nachgang nur bedingt zur Kenntnis genommen und weitestgehend ignoriert.

 

Als Reaktion auf diese erschreckenden und bedrohlichen Vorkommnisse zeigten sich im Spiel darauf gruppenübergreifend viele Fans solidarisch, indem sie Regenbogenfahnen mitbrachten, angemeldete Spruchbänder sowie eine große Blockfahne hoch hielten. Hierdurch sollte deutlich gemacht werden, dass in der Fanszene kein Platz für eben beschriebenes Verhalten ist. Auch aus anderen Fanszenen erreichten uns solidarische Aktionen und Botschaften (sowohl in Bezug auf die entwendeten Protestspruchbänder gegen die AfD als auch auf die jüngsten Vorkommnisse) bei denen wir uns an dieser Stelle nochmal herzlich bedanken. Die „Ammerländer Jungs“ und die „Suburbans“ reagierten auf die Aktion mit „Das hat mit Fußball nichts zu tun“ Gesängen und zeigten damit deutlich, dass sie ihr eigenes Verhalten nicht selbstkritisch reflektierten. Nichtsdestotrotz legten beide Gruppen Wert darauf, ihr Image als „normale“ Fußballfans zu wahren, indem sie zwei Tage nach dem Aktionsspieltag eine karitative Aktion (angeblich in Kooperation mit dem Diakonischen Werk) ins Leben riefen: „Oldenburg hilft“. Eine Spenden- und Sammelaktion zugunsten von Obdachlosen. Grundsätzlich halten wir es für richtig, wenn Fans aus unserer Szene sich sozial engagieren. Und in der Vergangenheit hat es viele solcher Aktionen gegeben. So haben die Ultras vom „Commando Donnerschwee“ in der Vergangenheit zum Beispiel Becher gesammelt für die Oldenburger Tafel e.V. und für Wildwasser e.V. Wir haben uns zudem an der Aktion „2nd Fan Shirt“ zugunsten von Geflüchteten beteiligt. Selbstkritisch müssen wir feststellen, dass wir uns in der Vergangenheit noch nie für Obdachlose engagiert haben. Eine Lücke, die von den beiden Gruppen gefüllt werden konnte.

 

In Anbetracht dessen, dass sich die Gruppen „Ammerländer Jungs“ und „Suburban“ bislang nicht sonderlich (und erst recht nicht öffentlich) von den Vorkommnissen in Jeddeloh distanziert haben, hat die Aktion für uns einen bitteren Beigeschmack und es entsteht für uns der Eindruck, dass Obdachlose instrumentalisiert werden, um die Gruppe in der Öffentlichkeit besser dastehen zu lassen. Eine Strategie, die neuerdings auch von extremen Rechten angewendet wird: Obdachlose werden für die eigene Politik instrumentalisiert, in der diese letzten Endes aber keinen Platz finden (2). Auch rechte Hooligans haben von solchen Aktionen schon Gebrauch gemacht. Um Missverständnisse vorzubeugen möchten wir klarstellen, dass es sich bei beiden Fangruppen nicht um extrem rechte Gruppen handelt. Nichtsdestotrotz vertreten viele Mitglieder menschenfeindliche Einstellungen und vereinzelte Mitglieder sind in der Vergangenheit nicht nur durch rechte und rassistisches Verhalten aufgefallen, sondern auch durch offensichtliche Profilbilder bei Facebook (u.a. „Kategorie C“- eine Band, die der extremen Rechten zuzurechnen ist (3)) oder der Teilnahme an Demonstrationen (z. B. „Hooligans gegen Salafisten“ (4)). Eine Abgrenzung von diesen Personen bleibt aus, weshalb wir beide Gruppen als rechtsoffen betrachten.

 

Wir wissen nicht, inwieweit es den Verantwortlichen des VfB Oldenburg bewusst ist, dass die beiden Gruppen problematisch sind, auch wenn sie auf die Vorkommnisse und Probleme hingewiesen worden sind. Es ist jedoch bedenklich, dass innerhalb weniger Stunden die Aktion auch auf der offiziellen Webseite vom VfB Oldenburg beworben wurde ohne zu hinterfragen, um welche Gruppen es sich dabei handelt und welche Probleme damit verbunden sein könnten. Angesichts vergangener Erfahrungen sollte sich insbesondere Geschäftsführer Benjamin Doll genauer mit den Fans seines Vereins bzw. Arbeitgebers auseinandersetzen. Im Jahr 2017 fuhr er in der Funktion als Marketingleiter in einem Bus zu einem Auswärtsspiel der Spielvereinigung Hamm, in dem sich auch zahlreiche Nazis befanden, die während des Spiels u.a. „Ein Hammer ein Stein ins Arbeitslager rein“ oder „Antifa Hurensöhne“ intonierten und mehrere schwarz weiß rote Fahne präsentierten (5). Pikanterweise fuhr er mit dieser Gruppe auch wieder zurück und verstrickte sich bei der Aufarbeitung in Widersprüche, was zu einer Richtigstellung in der Presse durch die Polizei führte (6). Die jetzige Tätigkeit für den VfB Oldenburg könnte Benjamin Doll die Möglichkeit geben, aus vergangenen Fehlern zu lernen. Stattdessen ist er auf dem besten Weg, erneut Fehler zu begehen, wenn es um den Umgang mit rechten oder rechtsoffenen Fans geht.

 

Was wir uns wünschen

 

Die beschriebenen Entwicklungen geben uns in Hinblick auf das Klima beim VfB Oldenburg sehr zu Bedenken. Viele Jahre ist es uns gemeinsam mit den Verantwortlichen beim VfB gelungen, für ein Klima im Stadion Sorge zu tragen, bei dem sich die Menschen in geschützter Atmosphäre wohl fühlen können. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass sich der VfB Oldenburg weiterhin deutlich für Menschenrechte und gegen Rassismus positioniert. Das Stadion ist kein apolitischer Raum und das Klima abhängig davon, wie sich Verein und Fans positionieren. Gerade in der jetzigen Zeit, wo sich die Grenzen des Sagbaren und gesellschaftliche Diskurse zunehmend nach rechts verschieben, ist es wichtig Position zu beziehen und eine klare Haltung einzunehmen. Eine ausbleibende öffentliche Positionierung hingegen kann schlimmstenfalls dazu führen, dass es zu weiteren Vorkommnissen kommt und rechtsoffene Gruppen noch selbstbewusster im Stadion auftreten werden. Hierdurch kann das Stadionerlebnis wieder attraktiver werden für organisierte Neonazis. Dies wird im schlimmsten Fall dazu führen, dass sich viele Menschen nicht mehr im Stadion wohl und sicher fühlen können. Schlimmstenfalls springen sogar Sponsoren ab, was für den VfB Oldenburg fatale Folgen hätte.

 

Neben einer klaren Positionierung wünschen wir uns eine verbesserte und regelmäßige Kommunikation mit den handelnden Personen beim VfB Oldenburg. Außerdem sollte die Zusammenarbeit mit den Fanbeauftragten gestärkt werden. Mit dem voraussichtlich 2019 beginnenden sozialpädagogischen Fanprojekt sollte frühzeitig Kontakt aufgenommen werden, um Konzepte für die Prävention von rechten Erscheinungsformen zu entwickeln (7). Dies sollte in Absprache mit bereits in dem Themenfeld aktiven Fans erfolgen. Außerdem empfehlen wir bei Problemen und Fragestellungen sich Expertise von außen einzuholen. Beispielsweise durch beratende Personen im Bereich Prävention, dem Landessportbund (8) oder etwa auch der Kompetenzgruppe Fankulturen & Sport Bezogene Soziale Arbeit (KoFaS GmbH) (9). Menschen, die Spiele des VfB Oldenburg besuchen (Fans als auch Sponsoren) empfehlen wir, die Entwicklungen im Stadion genauer zu beobachten und bei diskriminierenden Vorfällen den Fanbeauftragten zu kontaktieren. Vorkommnisse können außerdem bei der Koordinierungsstelle gegen Rechts (10) in Oldenburg sowie der Antidiskriminierungsstelle (11) gemeldet und dokumentiert werden. Falls es zu körperlichen Übergriffen oder Tätlichkeiten kommt, kann die Betroffenenberatung RespAct (12) oder auch Soliport (13) kontaktiert werden. Fans und Sponsoren sollten sich generell die Frage stellen, in welcher Atmosphäre sie zukünftig Spiele des VfB Oldenburg verfolgen möchten. In einem Umfeld, das Wert darauf legt, diskriminierendem Verhalten entgegen zu wirken oder in einem Klima, welches zulässt, dass Menschen aufgrund ihrer Nationalität, ethnischer und kultureller Herkunft, Religion und sexueller Identität im Stadion ausgegrenzt werden. Wir alle stehen in einer gesellschaftlichen Verantwortung. Eine deutliche Haltung gegen Rassismus wäre wünschenswert.

 

Warum wir diesen Schritt gehen

 

Bevor wir zum Ende kommen, möchten wir betonen, dass wir uns sehr lange damit schwer getan haben etwas zu den Entwicklungen beim VfB Oldenburg zu veröffentlichen. Teilweise gab es intern auch kontroverse Diskussionen darüber, wie mit den Vorkommnissen umzugehen ist. Angesichts der Tatsache, dass wir uns von den Verantwortlichen des VfB Oldenburg trotz Gesprächsversuche und eines aussagekräftigen Schreibens nicht ernst genommen fühlen, gehen wir mit diesem Schreiben schweren Herzens den Schritt an die Öffentlichkeit. Wir wollen damit den VfB und die Verantwortlichen keinesfalls diskreditieren. Wir sind uns auch darüber im Klaren, dass sich strukturell aufgrund des Ausgliederungsprozesses der Ersten Mannschaft in eine GmbH zur Zeit vieles im Umbruch befindet und manche Dinge hinten anstehen müssen. Nichtsdestotrotz möchten wir, dass der VfB Oldenburg unsere Anliegen aus genannten Gründen ernst nimmt und nicht ignoriert.

 

Oldenburg, 04. Dezember 2018

 

Weiterführende Links:

 

(1)http://www.vfbfueralle.de/?p=1116

(2) https://www.der-rechte-rand.de/archive/2868/kein-herz-obdachlose/

(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie_C_(Band)

(4) https://de.wikipedia.org/wiki/Hooligans_gegen_Salafisten

(5) https://aah.noblogs.org/?p=1852

(6) https://www.wa.de/sport/hamm/nach-nazi-vorfaellen-beim-lippstadt-polizei-kritisiert-hammer-spvg-8795369.html

(7) http://www.bag-fanprojekte.de/index.php?id=startseite

(8) https://www.lsb-niedersachsen.de/

(9)http://www.kofas-ggmbh.de/

(10)https://www.koordinierungsstelle-gegen-rechts-oldenburg.de/

(11)https://ibis-ev.de/angebote/gegen-diskriminierung-und-rechtsextremismus/

(12) http://ldz-niedersachsen.de/nano.cms/parteiliche-beratung-niedersachsen

(13)https://soliport.de/