Moin Markus, Moin Ralph! Schön, dass Ihr Euch Zeit nehmt, uns ein paar Fragen zu beantworten. Markus, wie geht es dir?
Markus: Danke der Nachfrage, sehr gut. Jetzt wo der kleine weiße Ball wieder fliegt, geht es stetig bergauf. Da hat schon was gefehlt in den letzten Wochen und Monaten.
Inwiefern hat sich die Coronakrise in den letzten Monaten auf euren Spielbetrieb ausgewirkt?
Markus: Das war schon alles etwas unwirklich. Aber so ging es ja allen. Auf einmal war die Saison zu Ende und keiner wusste, wie es im Sport weitergeht. Als dann der Lockdown kam und der Spielbetrieb ganz eingestellt werden musste, hatte aber wohl jeder auch ganz andere Sachen im Kopf, die da wichtiger waren. Aber genau dann fehlt Dir natürlich auch so ein Verein mit dem Gemeinschaftsgefühl und das Auspowern am Tisch.
Ralph: Und wir mussten unserer Verantwortung als Abteilungsvorstand gerecht werden und den Trainingsbetrieb einstellen – in einer Zeit, wo es von Tag zu Tag Schlag auf Schlag ging und sich unser aller Leben radikal verändert hat. Das war sehr unwirklich…
Wie seid ihr damit umgegangen und wie habt ihr euch fit gehalten?
Markus: Viele von uns sind ja auch neben dem Tisch sportlich sehr aktiv. Da wurde gelaufen, gewandert oder wie in meinem Falle versucht, die heimische Garage mit einigen improvisierten Fitnessgeräten auszustatten. Wie viele von uns aber nach dem ersten Training spürten, ersetzt das kein Tischtennistraining auf Dauer.
Anfang Juni wurde der Trainingsbetrieb wieder aufgenommen. Wie gestaltet sich dieser und unter welchen Bedingungen wird nun trainiert?
Markus: Der DTTB (Deutscher Tischtennisbund) hat ein Reglement herausgegeben, an dass sich alle Vereine in unserer Umgebung auch halten. Das ist schon sehr umfangreich. Es sieht vor, dass man sich mit seinem Trainingspartner im Vorfeld verabreden und einen Tisch buchen muss, damit es in der Halle zu keiner Rudelbildung kommt. Also direkt umgezogen erscheinen und mit dem Trainingspartner an den Tisch. Jeder hat seinen eigenen Ball, den er per Angabe ins Spiel bringt und den auch nur er mit der Hand berühren (z. B. aufheben) darf. Ist der andere mit einer Angabe dran, nimmt er seinen eigenen Ball. Fliegt ein Ball quer durch die Halle zu einem anderen Tisch, muss der dort Spielende meist sehr akrobatisch den Ball mittels Fuß und Schläger zurückbefördern. Das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig, stellenweise aber auch unfreiwillig (oder doch gewollt) komisch. Letztlich geht es aber ja um Gesundheit und Sicherheit unserer Vereinskollegen. Unterm Strich sind aber alle froh, dass die Piranhas endlich wieder trainieren dürfen.
Ralph: Es gab im Vorfeld der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs viele Videokonferenzen mit dem gesamten Abteilungsvorstand, an deren Ende ein VfB-spezifisches Konzept stand, welches die DTTB-Regelungen beinhaltet und konkret den Ablauf für den VfB Oldenburg regelt. Unser Abteilungsleiter Jens Christians hat das Konzept dann der Stadt Oldenburg vorgelegt, die es dann sehr zeitnah auch genehmigt hat. Es sieht im Wesentlichen vor, dass die Abstands- und Hygieneregeln, die wir alle aus dem Alltag kennen, auch in der Halle umgesetzt werden, d. h. Mund-Nasen-Bedeckung beim Betreten und Verlassen, immer 2m Abstand zum Partner, Dokumentation der Trainingspaarungen, Desinfektion von Sportgerät nach Abschluss des Trainings. Ein vom Vorstand bestellter sog. „Tagesverantwortlicher“ stellt die Einhaltung sicher und baut die Halle auch auf und ab.
Wie sah die sportliche Entwicklung der Tischtennisabteilung vor der Coronakrise aus?
Markus: Ganz hervorragend. In den letzten 6 Jahren haben wir unser Mannschaftskontingent von drei auf sechs erhöhen können. Unsere Erste ist letzte Saison eher glücklich als 5. der Tabelle in die 2.Bezirksklasse aufgestiegen. Als 5. Aufsteiger nimmt Dich natürlich keiner richtig ernst. Doch aus dem vermeintlichen Abstiegskampf auf Bezirksebene wurde wieder ein 5. Platz mit deutlicher Tendenz nach oben, bis Corona die Saison jäh beendete. Die Spieler entwickelten sich bis zuletzt prächtig. Unser regelmäßiges Systemtraining mit lizenzierten Trainern machte sich von der 1. bis in die 6. Mannschaft bemerkbar. Das Austragen von Races – kleinen aber feinen TT-Turnieren mit Beteiligung von Spielenden aus anderen Regionen – sorgte für große Abwechslung im Wettkampf und pflegte das Netzwerken unter den Spielern ungemein.
Ralph: Wir möchten aber nicht nur für sportlichen Erfolg stehen, sondern stellen vor allem die Vereinskultur, den Spaß am Sport und am Miteinander sowie den Mannschafts- und Ligen übergreifenden Teamgeist in den Vordergrund. Gerade in Zeiten der Professionalisierung einzelner Abteilungen wie z. B. unserer ersten Fußball-Mannschaft ist das Vereinsleben zentral. Hier kann Ehrenamt gelebt werden, und man kommt mit Spielenden aller Gesellschaftsschichten zusammen. Ich habe im Punktspielbetrieb Pastoren und Pfarrer, Rentner und Pensionäre, Schüler und Studierende oder auch Selbständige und Angestellte aller Altersklassen kennenlernen dürfen – viele verschiedene Menschen, deren Wege man sonst nicht kreuzen würde, und die genauso wie wir alle Spaß an sportlicher Betätigung und auch am Wettkampf haben. Bei aller Professionalisierung darf der Breitensport nicht leiden, er ist in meinen Augen ein zentrales Bindeglied der Gesellschaft. Es ist toll zu sehen, wie sich z. B. unser Abteilungsvorstand ehrenamtlich Stunde um Stunde engagiert hat, um den Trainingsbetrieb wieder aufzunehmen – natürlich nach Feierabend und unentgeltlich. Der Lohn ist die Freude der Abteilungsmitglieder!
Gibt es eine Prognose, wann wieder Spiele ausgetragen werden können?
Markus: Das ist die Frage, die uns alle ein wenig umtreibt. Nicht nur die Frage des Zeitpunkts, sondern auch inwieweit wir einen „normalen“ Spielbetrieb abhalten können. Doppel sind z. B. tabu. Die Doppel sind aber im Wettkampf ein wichtiger Faktor. Auch hier fahren die Entscheider „auf Sicht“… da bleibt uns nichts weiter als Mannschaften zu melden, zu trainieren, und abzuwarten.
Auf eurer Facebookseite habt ihr zahlreiche Neuzugänge vorgestellt. Wie seid ihr als Abteilung insgesamt aufgestellt und wie groß ist die Nachfrage, bei euch mitspielen zu können?
Markus: 2014 hatte die Abteilung ca. 15 aktive Mitglieder, die erste Mannschaft spielte in der 2. Kreisklasse um den Aufstieg. Jetzt sind wir bei ca. 30. Abteilungsmitgliedern und spielen drei Ligen höher. In einer verhältnismäßig kleinen Stadt mit einer überschaubaren Tischtennis-Szene spricht sich eine gute Vereinsentwicklung schnell rum. Das Systemtraining und die Races haben sicher auch zu dieser Entwicklung beigetragen. Um allen aktiven Spielern aber auch die Möglichkeit eines regelmäßigen Trainings zu geben, haben wir unsere Trainingstage aufgestockt. An vier Werktagen kann der Schläger bei uns geschwungen werden.
Wie kann man euch erreichen, wenn man Interesse hat mitzuspielen?
Markus: Am leichtesten über unsere Homepage www.vfb-tt.de, dort kann man bequem per Mail Kontakt aufnehmen. Alternativ gibt es die Facebookseite „VfB Piranhas“, wo unsere Spieler auch von Punktspielen berichten. Sobald die Krisenregelung wieder Gastspieler und Zuschauer zulässt ist es aber immer das Beste, direkt an die Junkerstraße 17 (Grundschule Bürgeresch), unseren heimischen Piranha-Teich zu kommen um uns persönlich kennenzulernen. Wir freuen uns auf jeden Tischtennisbegeisterten. Bitte verfolgt aber unsere Hinweise auf der Webseite: aktuell sind Zuschauende leider verboten, und auch neue Mitglieder können wir aufgrund der Corona-Situation aktuell leider ebenfalls nicht zum Probetraining begrüßen.
Seit Beginn der Saison erscheint mit dem „Zitronenfalter“ eine Publikation von VfB Fans und Vereinsmitgliedern, die regelmäßig über das Vereinsgeschehen berichten möchten. Auch über Tischtennis wurde dort schon berichtet. Wie wurde der „Falter“ bei euch aufgenommen?
Ralph: Als „echter Blauer“ freue ich mich immer sehr über tolles ehrenamtliches Vereinsengagement! Ich begleite den VfB Oldenburg seit Beginn der 1990er Jahre als Fan und habe in Donnerschwee den Aufstieg der Sidka-Truppe in die 2. Bundesliga miterleben dürfen. Diese tiefblaue Verbundenheit ist auch der Grund, weshalb ich mich nach Jahren der Pause meiner aktiven Tischtennis-Zeit für den Wiedereinstieg genau beim VfB Oldenburg entschieden habe. Als Delegierter der Abteilung und Mitglied des Vorstands habe ich auch in Gesamtvereinsgremien immer positiv erlebt, dass viele Ehrenamtliche mit unglaublich viel Herzblut für den Verein wirken – Ihr seid mit dem Zitronenfalter da ein wichtiger Baustein und verschafft den Abteilungen Sichtbarkeit. Der Breitensport darf bei allen wirtschaftlichen Anforderungen und Interessen nie hinten anstehen, daher nimmt unsere Abteilung Euer Engagement und den „Zitronenfalter“ sehr positiv wahr! Macht weiter so!
Welche Wünsche und Bedarfe habt ihr als Abteilung an die aktive Fanszene und die Fan- und Förderabteilung des VfB? Wobei braucht ihr gegebenenfalls Unterstützung?
Ralph: Unserer Abteilung ist es aufgrund von Erfahrungen aus der Zeit Ende der 1990er Jahre sehr wichtig, auch eigenständig agieren zu können. Trotzdem verstehen wir uns als Teil des Gesamtvereins und sehen hier eine Teilverantwortung hinsichtlich der Ausstattung. Leider mussten wir bislang vom Tisch über Trikot bis zum Ball alles selbst organisieren und finanzieren. Wir würden uns also z. B. freuen, wenn der Verein uns bei der ja auch für ihn wichtigen Außendarstellung der blauen Zitrone in der Region z. B. durch Trikots, Hosen und Trainingsjacken im VfB-Corporate unterstützen würde. Das ist aber weniger eine Aufgabe für Euch als FuFa.
Vielleicht wollt Ihr in der Zeit nach Corona ja mal ein Supporterinnen- und Supporterteam zu einem wichtigen Spiel unserer ersten Mannschaft entsenden und dort eine Hallen-Choreografie zeigen – das hätte die TT-Liga noch nicht gesehen!
Gibt es noch etwas, das du VfB Fans und Mitgliedern mitteilen möchtest?
Markus: Haltet durch und vor allem zusammen! Es klingt abgenudelt, aber in Zeiten wie diesen ist Solidarität das Wichtigste und damit sind die Fans doch üppig ausgestattet. Bald werden wieder die Bälle rollen und fliegen und die Zeiten besser werden.
Ralph: wir lieben den Verein wegen seiner Höhen und Tiefen – unabhängig von agierenden Personen. Lasst Euch trotz der Foren- und Abteilungsgründungserfahrungen der jüngeren Vergangenheit nicht beirren und bleibt für immer blau-weiss! Nur der VfB!
Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen und alles Gute!
Markus ist seit 2014 beim VfB und spielt als Nummer 2 der Abteilung in der 1. Mannschaft. Als Pressewart wirkt er im Abteilungsvorstand mit und verantwortet die Webseite und den Facebook-Auftritt.
Ralph ist 2015 in die Abteilung Tischtennis des VfB eingetreten, wirkt als Sponsor und Delegierter auf Gesamtvereinsebene mit und wurde 2019 zum stellvertretender Abteilungsleiter neben Jens Christians in Abteilungsvorstand gewählt. Er spielt aktuell in der 5. Mannschaft.