CSD 2020: Redebeitrag VfB für Alle

Moin!

Wir, der VfB für Alle e.V. sind seit unser Gründung 2012 aktiv am CSD beteiligt, aber auch schon vorher gab es verschiedene Fans des VfB Oldenburg, die Präsenz auf den Demonstrationen gezeigt haben. Wer uns noch nicht kennt: wir sind ein gemeinnütziger Verein, der aus der Oldenburger Fanszene entstanden ist, mit dem Ziel Diskriminierungen und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit besonders im Kontext des Fußballs zu bekämpfen.Warum das wichtig ist, sollte allen klar sein. Aber warum dies im Sport und besonders im Fußball eine große Herausforderung ist, möchte ich kurz darlegen.

Sport – insbesondere der Leistungssport- ist klar in die Geschlechter männlich und weiblich eingeteilt und bietet damit auch kein Platz für Menschen, die sich nicht in diesen Kategorien verordnen. Hier sei an den Fall von Caster Semanya erinnert, die mit einem erhöhten Testosteron-Wert, zahlreiche Frauen-Wettbewerbe gewann, was dazu führte, dass der Leichtathletikweltverband eine Testosteron-Obergrenze für diese Wettbewerbe einführte, die auch noch vom Internationalen Sportgerichtshof als legitim bewertet wurde. Die Zweigeschlechtlichkeit des Sports ignoriert die Geschlechtervielfalt und befördert somit indirekt antipluralistische Einstellungen.

Im Fußball sind Homo-und Transfeindlichkeit von der Kreisklasse bis in die Bundesliga präsent. Historisch bedingt ist der Fußball ein männlich konnotierter Sport, dem stereotype männliche Eigenschaften zugeschrieben werden. Heteronormativität und der raue Umgangston, die eigene kulturelle Logik des Fußballs befördern Homonegativität. Neben den offenkundigen Beleidigungen, diffamierenden Gesängen und Spruchbändern wirkt besonders im Leistungsfußball die Tabuisierung von Homosexualität. Es gibt keinen aktiven geouteten Spieler auf professionellem Niveau in den europäischen Spitzenligen, welches die Leugnung von Homosexualität im männlichen Profifußball immer noch ermöglicht. Es ist also im Fußball immer noch konfliktbehaftet und problematisch, seine Sexualität zu offenbaren, obwohl es schon in so vielen Teilen der Gesellschaft Fortschritte gegeben hat. Erst vor kurzem hat Nationalspieler Toni Kroos festgestellt: „Ich weiß nicht, ob ich es jemanden raten würde, sich als aktiver zu outen“ . Diese Situation hat auf der obersten Ebene der sich als männlich verstehenden Funktionärswelt des Fußballs eher eine untergeordnete Rolle. Die Priorität liegt natürlich klar auf dem Faktor Geld. Siehe die Fortführung der Bundesliga in Corona-Zeiten. Deshalb werden auch Europameisterschaftsspiele in Ascherbaidschan ausgetragen, wo Homosexuelle sich immer noch nicht offen ausleben können, werden Weltmeisterschaften nach Russland vergeben, trotz klar diskriminierender Gesetzesregelungen im Land.

Zwar hat der Deutsche Fußball Bund eine Broschüre zum Thema Homofeindlichkeit veröffentlicht. Er sieht es aber immer noch nicht als notwendig an, in seiner Ausbildung für Jugendtrainer Inhalte zu geschlechtersensibler Pädagogik oder Heteronormativität zu verankern.

Doch es gibt auch positive Entwicklungen, Vereine, die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und Werte weitergeben, Fangruppierungen, die erfolgreiche Antidiskriminierungsarbeit in den Kurven machen und viele Leute zum Umdenken bewegen. Dies ist nicht selbstverständlich, denn es gibt in den Kurven und auch in Oldenburg Widerstände z.B. gegen Regenbogenfahnen im Block. Aber auch das wird sich hoffentlich irgendwann ändern, wenn wir noch mehr zusammenarbeiten. Gerne arbeiten wir mit anderen zivilgesellschaftlichen Initiativen zusammen. Lasst uns kooperieren und unser Wissen vermehren, um gemeinsam mehr Menschen erreichen zu können. Fußballfans gegen Homo- und Transfeindlichkeit. Für Geschlechtervielfalt. Auch im Fußball. VfB für Alle!

Video von der Kundgebung:

https://de-de.facebook.com/vfaev/videos/735457923856992/