Nachgefragt: ReWIS-Refugees welcome in Sports

rewis32014 entstand im Rahmen eines Uniseminars das Projekt ReWIS (Refugees welcome in Sports), aus dem schließlich ein eigener Verein hervor gegangen ist. Mit diesem haben wir bereits beim “VfB and friends” Turnier im Sportpark Donnerschwee sowie beim VfB Sommerfest kooperiert. Wir haben ReWIS zur aktuellen Situation befragt und über ihr Bild von der VfB Fanszene.

Moin! Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt, uns ein paar Fragen zu beantworten. Wie geht es euch?

Moin! Danke der Nachfrage, uns geht es alles in allem ganz gut. Die letzten Monate waren für uns – wie für andere auch – aufgrund der aktuellen Pandemie-Lage nicht immer einfach, auch aus ReWIS-Sicht. Aber inzwischen hat sich die Situation ja deutlich entspannt und wir hoffen natürlich, dass es auch so gut weiter geht.

Wie kam es zur Gründung des Vereins „REWIS- Refugees welcome in Sports“ und seit wann gibt es euch?

Das Projekt ReWIS ist im Herbst/Winter 2014 im Rahmen eines Uniseminars im Sportsoziologie-Studium entstanden. Wir waren damals zu acht in einer Projektgruppe und sollten ein Sportangebot initiieren, das eigentlich nur für die Dauer des Seminars angedacht war. Uns war es damals wichtig – und ist es uns heute natürlich nach wie vor – dass wir mit unserem Angebot Menschen erreichen wollen, die mit bisherigen Sportangeboten nur bedingt oder gar nicht angesprochen werden. So kam es dann, dass wir im Januar 2015 erstmals ein ReWIS-Sportprogramm angeboten haben, dass schon damals nach den bis heute gültigen Grundsätzen gestaltet war: niedrigschwellig, kostenlos und unverbindlich. Vom ersten Angebotstermin an wurde das Projekt sehr gut angenommen, so dass wir gemerkt haben, dass es in Oldenburg einen sehr großen Bedarf genau für diese Herangehensweise gibt. Danach war für die meisten von uns klar, dass wir mit den Angeboten weiter machen wollen. Im Jahr darauf folgte dann der nächste Schritt zur Verstetigung mit der eigenen Sportvereinsgründung.

Was sind eure Angebote?

Wir haben inzwischen quasi jeden Tag ein Angebot im Programm: Volleyball, Fußball, Basketball und außerdem ein Fitness-Angebot, das sich speziell an Frauen richtet. Hier bieten wir auch eine Kinderbetreuung an, für viele Frauen wäre es sonst nicht möglich an einem Sportangebot teilzunehmen.

Im Sommer hätten wir normalerweise auch Beachvolleyball im Programm gehabt, aber das ist in diesem Jahr aufgrund der Pandemielage leider nicht möglich.

Wie hat sich die Coronakrise auf eure Tätigkeiten ausgewirkt?

Zwischen Mitte März und Mitte Juni konnten wir für drei Monate gar keinen Sport anbieten, da war an gemeinsamen, organisierten Sport leider überhaupt nicht zu denken – geschweige denn an Sport mit gegenseitigem Körperkontakt. Vor ein paar Wochen wurde das Sporttreiben dann unter strengen Auflagen wieder ermöglicht. Das heißt: kein Kontakt, stets 2 Meter Abstand, Umkleiden und Duschen mussten geschlossen bleiben etc. Wir haben uns daraufhin überlegt, wie wir unter diesen Bedingungen unsere Angebote wieder starten können und haben dann auch den Umständen entsprechend gute Alternativen überlegt: Beim Fußball und Basketball haben wir vermehrt auf angeleitete Übungen gesetzt statt auf freies Spiel, außerdem haben wir ein neues Fitness-Sportangebot konzipiert, dass im Freien stattfinden sollte.

Wie ist die aktuelle Situation? Macht ihr Sport und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Für uns ist die Situation nach wie vor nicht so einfach: unsere Sportangebote sind nicht wettkampforientiert, sie fungieren auch als Begegnungsstätte und haben sollen für möglichst viele Menschen einfach und unverbindlich zugänglich sein. Zwar haben wir auch einen festen Stamm an Teilnehmer*innen, die sehr regelmäßig zu den Angeboten kommen, aber der Sport bei ReWIS lebt auch davon, dass er immer offen ist für Interessierte und ja auch gerade Geflüchtete und damit Neuankömmlinge in Oldenburg ansprechen soll. Mit den aktuellen Regeln können wir zwar wieder „normal“ Sport treiben, allerdings dürfen wir dies nur in einer festen Trainingsgruppe machen, d.h. wir müssen auch die Kontaktdaten der Teilnehmer*innen erfassen und im Zweifelsfall Leuten mitteilen, dass sie nicht am Sport teilnehmen können, weil die Trainingsgruppe schon ihre maximale Gruppengröße erreicht hat. Das ist natürlich etwas, das grundsätzlich nur schwierig mit dem Charakter von ReWIS zu vereinbaren ist, aber aus epidemiologischer Sicht ist ein solches Vorgehen natürlich sinnvoll und wir tragen das auch dementsprechend mit.

Eine weitere Schwierigkeit für uns und unsere Teilnehmer*innen: wir waren jetzt drei Monate komplett raus und es muss sich erst wieder rumsprechen und verbreiten, dass wir wieder mit unseren Angeboten am Start sind. Das gestaltet sich natürlich nicht ganz so einfach. Daher braucht das ein oder andere Angebot bestimmt noch die ein oder andere Woche, bis es wieder richtig anlaufen kann.

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Mit wem habt ihr in der Vergangenheit zusammen gearbeitet und was gibt es für Ideen für die Zukunft?

Als Sportverein sind wir natürlich im Stadtsportbund und im Landessportbund organisiert. Seit gut eineinhalb Jahren sind wir sogar sogenannter Stützpunktverein und werden durch das Programm „Integration im und durch Sport“ des Landessportbund Niedersachsen gefördert. Das hilft uns natürlich enorm um unser Sportprogramm überhaupt in diesem Maße umsetzen zu können. Auch auf die Stadt sind wir natürlich angewiesen, beispielsweise bei der Vergabe von Hallenzeiten o.ä.

Außerdem haben wir mit dem Beginn von ReWIS mit IBIS e.V. kooperiert und beispielsweise in den Sprachförderkursen unsere Sportangebote beworben. Und diese Kooperation besteht bis heute. In der Flüchtlingssozialberatung wird oftmals auf unser Sportprogramm verwiesen, so dass Geflüchtete, die neu nach Oldenburg gekommen sind, früh den Weg zu ReWIS finden.

Für die Zukunft hoffen wir natürlich, dass wir diese guten Kooperationen weiter führen können. Und natürlich sind wir auch immer offen für weitere Zusammenarbeiten, gerade auch auf lokaler Ebene, um das bestehende Netzwerk noch weiter auszubauen.

Wie können Interessierte eure Arbeit unterstützen?

Am meisten freuen wir uns darüber, wenn Leute Lust haben an unseren Sportangeboten teilzunehmen. Die Sportprogramme sind zwar in erster Linie an den Bedürfnissen von Geflüchteten ausgerichtet, aber natürlich ist jede*r bei uns willkommen!

Wer dann Interesse hat, sich vermehrt in der Organisation und Vereinsarbeit einzubringen, ist dazu herzlich eingeladen.

Finanziell kann man uns zudem unterstützen, indem man Mitglied bei uns wird. Wir haben ein sozialverträgliches Mitgliedsmodell erschaffen, bei dem man lediglich einen Euro monatlichen Mitgliedsbeitrag entrichten muss – und die Höhe seines darüber hinaus gehenden Beitrags als Spende frei wählen kann.

Ihr habt bereits mehrmals am „VfB and friends“ Hallenturnier sowie am VfB Sommerfest teilgenommen. Wie haben euch die Veranstaltungen gefallen?

Wir haben immer sehr gerne an den Turnieren teilgenommen, gerade auch weil sie so sehr der Philosophie von ReWIS entsprechen. Zwar geht es irgendwo immer auch ums Gewinnen, aber in erster Linie steht der Spaß im Vordergrund. Und: durch die Auslosung der Teams werden automatisch neue Begegnungen initiiert und das Sporttreiben erhält einen inklusiven Charakter. Unseres Erachtens hat das auch immer ganz hervorragend funktioniert, es war immer ein ganz fröhliche und herzliche Stimmung bei den Turnieren.

VfB and friends 2020

Welchen Eindruck habt ihr von der VfB Fanszene?

Wir erleben die VfB Fanszene als sozial sehr engagiert und aktiv. Gerade die Initiative „VfB für alle“ mit ihrem Einsatz gegen Diskriminierung, Homophobie, Rassismus etc. ist ein unheimlich wichtiger Akteur in der Oldenburger Zivilgesellschaft, und gerade auch in der OIdenburger Sportlandschaft. Wir sind sehr froh, dass es solche Initiativen mit klarer Haltung für Inklusion und Menschlichkeit in Oldenburg gibt!

Gibt es noch etwas, das ihr loswerden möchtet?

Wir wünschen uns, dass wir alle gemeinsam gut und gesund durch die Corona-Krise kommen und hoffentlich bald schon wieder sicher und mit großer Lebenslust gemeinsam Sport treiben können, gemeinsam im Stadion feiern können und uns weiter für eine offene Oldenburger Gesellschaft einsetzen können.


Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen und alles Gute!

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