Kick it out! Zur Genese, Geschichte und Gegenwart des Antisemitismus im Fußball
Eine Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft e.V.- AG Oldenburg, VfB für Alle e.V. und IBIS-Interkulturelle Arbeitsstelle e.V.
Ende 2005 zeigten Anhänger von Energie Cottbus bei einem Zweitligaspiel in Dresden ein Transparent, auf dem in großen Lettern das Wort »JUDEN« geschrieben stand, wobei das »D« die Form des Vereinsemblems von Dynamo Dresden hatte. In einem unterklassigen Fußballspiel in Berlin ging es im September 2006 noch schlimmer zu: »Vergast die Juden« und »Synagogen müssen brennen« riefen etwa 30 Neonazis bei einer Partie des jüdischen Vereins Makkabi. Beim Länderspiel zwischen Ungarn und Israel im August 2012 störten ungarische Zuschauer das Abspielen der israelischen Hymne durch Rufe wie »dreckige Juden« und »Viva Mussolini«. Im September 2013 bedachten Anhänger von Kickers Offenbach die Fans von Eintracht Frankfurt bei einem Regionalligaspiel mit Parolen wie »Zyklon-B für die SGE« und »Judenschweine«. Die Fans von Ajax Amsterdam und Tottenham Hotspur werden ebenfalls regelmäßig antisemitisch angegriffen, verbal wie körperlich.
Auch im Fußball ist Antisemitismus nach wie vor präsent – sowohl hierzulande als auch in vielen anderen Ländern, in den großen Stadien wie auf den Amateurplätzen. Das Simon Wiesenthal Center hat die europäischen Fußballfans 2012 in seiner alljährlichen Liste der schlimmsten antisemitischen Verunglimpfungen sogar auf Platz vier geführt. Der Antisemitismus im Fußball äußert sich aber nicht nur in Beispielen wie den genannten, sondern beispielsweise auch in den seit Jahrzehnten zu beobachtenden, nicht enden wollenden Boykottaktivitäten gegen israelische Mannschaften. Und er spiegelt sich in mancherlei Hinsicht in der emotional geführten Debatte um die Kommerzialisierung des Fußballs und in der Ablehnung des von den Nazis als »Judenklub« verfemten FC Bayern München wider.
In seinem Vortrag wird Alex Feuerherdt (44), Publizist und ehemaliger Fußball-Schiedsrichter aus Köln, analysieren, wie sich der Antisemitismus im Fußball äußert, welche Funktionen er übernimmt, weshalb seine Anziehungskraft so groß ist – und warum die Fußballverbände und -vereine oft eher ein Teil des Problems als ein Teil der Lösung sind.
Der Vortrag findet am 11. Juni um 19:30 bei IBIS-Interkulturelle Arbeitsstelle e.V. (Klävemannstraße 16) statt. Der Eintritt ist frei, Spenden sind gerne gesehen.